Neue Studie stellt Zusammenhang zwischen Pestiziden in unserem Körper und diesen Obst und Gemüsesorten her

Wer sich gesund ernähren möchte, kauft regelmäßig Obst und Gemüse im örtlichen Supermarkt. Eine neue deutsche Studie zeigt jedoch, dass wir auf diese Weise mehr Schadstoffe zu uns nehmen, als uns lieb ist.

Bestimmte Obst- und Gemüsesorten stehen in Zusammenhang mit einem höheren Pestizidgehalt im menschlichen Körper. Dennoch betonen die Wissenschaftler: Obst und Gemüse sind nach wie vor für eine gesunde Ernährung unverzichtbar, und Pestizide in Ihrem Körper bedeuten nicht zwangsläufig, dass sie schädlich sind.

Die Forscher analysierten die Ernährung und den Urin von 1837 Deutschen und verglichen diese Daten mit umfangreichen Datenbanken über Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse. Vor allem Erdbeeren, Spinat und Paprika sowie Kohl, Trauben, Pfirsiche, Kirschen, Nektarinen, Birnen, Äpfel, Heidelbeeren und Kartoffeln scheinen viele Pestizide zu enthalten, die auch zu einem messbaren Anstieg ihrer Konzentration im Körper führen.

Neue Studie stellt Zusammenhang zwischen Pestiziden in unserem Körper und diesen Obst und Gemüsesorten her
Obst und Gemüsesorten

Zusätzliche Exposition

„Unsere Studie bestätigt, dass unsere Ernährung einen direkten Einfluss auf den Pestizidgehalt in unserem Körper hat“, sagt der leitende Forscher. „Obst und Gemüse sind für eine gesunde Ernährung unerlässlich, aber man muss die zusätzliche Exposition gegenüber Pestiziden berücksichtigen.“ Die Studie zeigt, dass nicht alle Lebensmittel die gleiche Wirkung haben. Das Team fand heraus, dass Menschen, die häufiger Obst und Gemüse mit weniger Rückständen aßen, auch weniger Pestizide im Urin hatten. Daher ist es laut Ernährungsexperten für die Höhe der Belastung von Bedeutung, welche Obst- und Gemüsesorten Sie regelmäßig verzehren.

Besonders besorgniserregend sind die Folgen für kleine Kinder und schwangere Frauen. „Sie sind besonders empfindlich gegenüber den schädlichen Auswirkungen von Pestiziden.“ Pestizide werden mit Fruchtbarkeitsproblemen, Hormonstörungen und neurologischen Schäden bei Kindern in Verbindung gebracht.

Biomarker

Die Forscher sammelten eine große Menge an Daten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für den Zeitraum 2013–2018 über Pestizide auf Obst und Gemüse. Diese Daten verglichen sie mit Ernährungsfragebögen und Urinanalysen von Teilnehmern einer nationalen Gesundheitsumfrage.

Mithilfe eines neu entwickelten „Ernährungsexpositionsindex” berechneten die Forscher den Grad der Pestizidbelastung eines Menschen anhand seiner Ernährungsgewohnheiten. Anschließend wurde dieser Index mit fünfzehn Biomarkern für Pestizide im Urin abgeglichen, die in drei Hauptgruppen von Agrargiften unterteilt wurden: organophosphorhaltige Verbindungen, Pyrethroide und Neonicotinoide.

Trübung

Die Ergebnisse lassen keinen Raum für Spekulationen: Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem, was Menschen essen, und den Pestizidrückständen, die in ihrem Körper gefunden werden. Allerdings konnten von 178 einzigartigen Pestiziden nur 42 mit Biomarkern in Urinproben abgeglichen werden. Bemerkenswert ist, dass der Zusammenhang erst nach Ausschluss von Kartoffeln aus der Analyse sichtbar wurde. Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Kartoffeln in sehr unterschiedlichen Formen verzehrt werden – sie können gekocht, gebacken, gebraten, im Wok zubereitet, zu Püree verarbeitet oder im Ofen überbacken werden –, was die Berechnungen erschwert.

Lücken in der Gesetzgebung

Die Forscher sind schockiert über die Ergebnisse und warnen, dass ihre Studie kritische Fragen zur aktuellen Pestizidpolitik in Deutschland aufwirft. Die Umweltbehörde legt derzeit Grenzwerte für einzelne Pestizide fest, berücksichtigt jedoch nicht die Mischung aus Dutzenden von Substanzen, die häufig zusammen in einem Produkt vorkommen. In ähnlicher Weise gelten in der Europäischen Union Richtlinien für Pestizidrückstände in Lebensmitteln. „Diese Studie zeigt, dass die tägliche Auswahl von Lebensmitteln eine wichtige Expositionsquelle darstellt“, sagt der Analyst. Er merkt an, dass diese Studie ohne die umfangreichen Daten, die von den Behörden zur Verfügung gestellt wurden, niemals hätte durchgeführt werden können. „Der private Sektor kann solche groß angelegten Studien einfach nicht durchführen.“

Neue Studie stellt Zusammenhang zwischen Pestiziden in unserem Körper und diesen Obst und Gemüsesorten her
Obst und Gemüsesorten

Die Schlussfolgerungen klingen ziemlich beunruhigend, aber die Forscher empfehlen dennoch, weiterhin Obst und Gemüse zu essen, auch wenn es auf traditionelle Weise angebaut wurde. Die gesundheitlichen Vorteile überwiegen die Risiken, die mit dem Verzicht auf Obst und Gemüse verbunden sind. Man kann jedoch vernünftige Entscheidungen treffen. So ist beispielsweise bekannt, dass der Umstieg von konventionellen auf biologische Produkte innerhalb weniger Tage zu einer deutlichen Verringerung der Pestizidbelastung im Körper führt. Wählen Sie daher Obst und Gemüse, das relativ „sauber“ ist.

Ein Gleichgewicht finden

Die Forschung zeigt deutlich, dass gesunde Ernährung keine Schwarz-Weiß-Malerei ist. Spinat und Erdbeeren sind reich an Vitaminen und Ballaststoffen, aber gleichzeitig können diese Produkte erhebliche Mengen an Pestiziden enthalten. Daher raten Wissenschaftler: Essen Sie viel Obst und Gemüse, aber achten Sie darauf, welche Produkte die meisten Schadstoffe enthalten. Der Kauf von Bio-Obst und -Gemüse kann eine sinnvolle Investition sein, insbesondere für gefährdete Bevölkerungsgruppen.